Das wichtigste zum BKW aus der neuen VDE V vorab auf einen Blick

  • Schuko erlaubt: Betrieb über normale Schutzkontaktsteckdose zulässig, wenn Gerät + Installation geeignet sind.
  • 800 W Einspeiseleistung: Wechselrichter darf maximal 800 W / 800 VA ins Hausnetz einspeisen.
  • 960 W Modulleistung bei Schuko: PV-Module dürfen zusammen bis zu 960 Wp haben, wenn ein normaler Schukostecker genutzt wird.
  • Bis 2.000 Wp mit Energiestecker statt Schuko: Höhere Modulleistung möglich, wenn ein spezieller Energiestecker verwendet wird (z. B. Wieland). ACHTUNG, gilt für die Modulleistung, nicht die Wechselrichterleistung!
  • Sicherheit integriert: Norm fordert u. a. netzseitige Abschaltung, Fehlerstromüberwachung und Übertemperaturschutz.
  • Keine Mehrfachsteckdosen: Anschluss per Schuko nur an eine feste Wandsteckdose.
  • Stabile Montage: Module windsicher, fest, mechanisch stabil befestigen.
  • Auf geprüfte Geräte achten: Geräte mit VDE-Konformität und vollständiger Dokumentation bevorzugen.
  • Regelmäßig kurz prüfen: Steckdose, Stecker, Kabel und Halterung gelegentlich visuell kontrollieren.

Ein neuer Sicherheitsstandard für Steckersolar: Die VDE V 0126-95 kommt

Steckersolargeräte mit geringer Leistung – als „Balkonkraftwerke“ bezeichnet – sind in aller Munde, und fast aller Balkone, Schrebergärten ja manchmal sogar Garagen. Sie ermöglichen auch Mietern und Wohnungseigentümern einen unkomplizierten Einstieg in die private Stromerzeugung. Doch mit der wachsenden Verbreitung steigt auch die Notwendigkeit klarer technischer Regeln, hier galt bis zu letzt viel Unklarheit. Hier setzt die neue VDE V 0126-95 an: eine Vornorm, die erstmals einheitliche Sicherheitsanforderungen und Prüfgrundlagen für diese Geräte definiert.

Für Bürger bedeutet das mehr Sicherheit und Transparenz. Für Elektrofachkräfte entsteht gleichzeitig eine neue, wichtige Arbeits- und Argumentationsgrundlage im Bereich Photovoltaik, Gebäudetechnik und Netzsicherheit. Und gerade auch Einfachheit: Durch den bestätigten Einsatz von Schukosteckern und einer erhöhten Modulleistung on 960 Watt (bisher 800 Watt).

Was regelt die neue Vornorm VDE V 0126-95?

Die Vornorm beschreibt umfassend, welche sicherheitstechnischen Merkmale Steckersolargeräte besitzen müssen, bevor sie im Haushalt betrieben werden dürfen.
Dazu gehören unter anderem:

  • Anforderungen an den Netzparallelbetrieb
  • Schutzmaßnahmen gegen elektrischen Schlag
  • Vorgaben zur thermischen Sicherheit
  • Prüfanforderungen für Wechselrichter und Energiesteckvorrichtungen
  • Mechanische Anforderungen, z. B. für Montage und Schutzgehäuse
  • Verhalten bei Netzstörungen und Abschaltbedingungen

Damit schafft sie erstmals ein klares technologisches Level, an dem sich Hersteller, Installationsbetriebe und Prüfinstitutionen orientieren können.

Warum ist es eine VORNORM – und keine endgültige Norm?

Der Begriff „Vornorm“ löst bei vielen Lesern verständlicherweise ggf. Stirnrunzeln aus. Daher hierzu in Kürze:

Norm

Eine Norm ist ein vollständig ausgearbeitetes, konsensbasiertes Dokument, das als technisch verbindlicher „Stand der Technik“ gilt.

Vornorm (VDE V)

Eine Vornorm wird veröffentlicht, wenn:

  • das Thema neu und dynamisch ist,
  • europäische Vorgaben noch in Arbeit sind,
  • oder bestehende Normen zunächst nicht „kollisionsfrei“ ergänzt werden können.

Sie ist praxisrelevant, aber noch nicht endgültig. Eine Vornorm wird regelmäßig überprüft und kann später zur vollwertigen Norm weiterentwickelt werden.

Was bedeutet das für die Praxis?

Eine Vornorm ist nicht „vorläufig im Sinne von unsicher“, sondern stellt einen funktionsfähigen und anerkannten Stand der Technik für neue Technologien dar – insbesondere dort, wo klassische Normen mehrere Jahre Entwicklungszeit benötigen würden.

Bedeutung für Bürger: Mehr Sicherheit, mehr Klarheit

Für Endverbraucher bringt die Vornorm mehrere Vorteile:

  • Geräte, die sich daran orientieren, erfüllen klar definierte Mindestanforderungen.
  • Risiken wie Überhitzung, unzulässige Rückspeisung oder fehlerhafte Abschaltung werden reduziert.
  • Der Anschluss durch eine Elektrofachkraft kann sicher bewertet und dokumentiert werden.

Kurzum: Das Betreiben eines Balkonkraftwerks wird technisch transparenter – und sicherer.

Warum kann es sinnvoll sein höhere Modul-Peak-Leistungen anzuschließen wenn der Wechselrichter doch nur 800 W einspeist bzw. einspeisen darf?

In dem Moment, in welchem die Sonne im optimalen Winkel bei optimaler Temperatur unverschattet und Wolkenfrei auf unser Solarmodul scheint, nutzen wir tatsächlich nicht die volle Leistung unseres Solarmoduls, das ist richtig. Aber in dem Moment (also allen anderen), in welchem unser Solarmodul nicht seine optimale Leistung bringt, haben wir hieraus den Vorteil, weil unser 960 W Modul vielleicht ja gerade 780 W liefert, während ein 800 W Modul nur 650 W liefern würde. Das ist auch bei Peakleistungen kein Problem für den Wechselrichter, wir nutzen in diesen Momenten einfach nicht alles aus. Ausschlaggebend ist am Wechselrichter die Ausgangsleistung von 800 W AC, und die zulässige DC-Eingangsleistung entsprechend der Nennleistung des Solarmoduls (z.B. 2000 Wp).

Bedeutung für Elektrofachkräfte: Neue Aufgaben im PV-Bereich

Für Elektrofachkräfte ist die VDE V 0126-95 ein wichtiges Werkzeug.

  1. Klare Prüfbasis

Die Vornorm ermöglicht es klarer zu beurteilen, ob ein Gerät sicher betrieben werden kann.

  1. Bewertung der Gebäudeinstallation

Auch wenn Steckersolargeräte für den Endverbraucher entworfen sind:
Die Verantwortung für die fest installierte Gebäudeelektrik bleibt bei der Fachkraft.
Die Vornorm entbindet nicht von der Prüfung:

  • Leitungsdimensionierung
  • Schutzorgane
  • geeignete Steckdosen
  • Risikobewertung bei älteren Anlagen
  1. Netzverträglichkeit und Abschaltbedingungen

Die Einhaltung korrekter Abschaltzeiten und Netzschutzparameter bleibt ein zentraler Bestandteil der Fachbewertung.

  1. Beratung und Dokumentation

Elektrofachkräfte können Bürgern künftig:

  • zertifizierte Geräte empfehlen,
  • Installationswege bewerten,
  • Risiken erklären,
  • und sichere Anschlussmöglichkeiten umsetzen.

Damit bleibt die Elektrofachkraft zum zentralen Ansprechpartner für private Photovoltaik.

Warum die neue Vornorm ein kleiner Meilenstein für die Elektrosicherheit ist

Die VDE V 0126-95 ist mehr als nur ein technisches Regelwerk.
Sie ist ein Schritt in eine Zukunft, in der dezentrale Energieerzeugung zum Alltag gehört – und dennoch sicher bleiben muss.

Sie schließt eine bisher klaffende Lücke:

  • Bürger möchten unkompliziert Energie erzeugen.
  • Hersteller benötigen einen klaren Rahmen.
  • Elektrofachkräfte brauchen eine verlässliche Grundlage, um ihre Verantwortung fachgerecht wahrnehmen zu können.

Mit der neuen Vornorm wird das Zusammenspiel definiert möglich.

🎓 Fazit:

Für Endanwender bedeutet das: mehr Orientierung und Sicherheit.
Für Elektrofachkräfte: eine normativ abgesicherte Grundlage, um Installationen fachlich korrekt zu bewerten, Risiken zu minimieren und die Elektrosicherheit im Haushalt auf professionellem Niveau zu halten.

Mit dieser Vornorm wird die private Photovoltaik erwachsen – und die Rolle der Elektrofachkraft wichtiger denn je.

Unser kostenloses (WIRKLICH kostenlos, auch OHNE Emailadresse angebene zu müssen!) Paper 5 Dinge, über die Sie Klarheit haben müssen, bevor Sie Ihre Mitarbeiter für elektrotechnische Arbeiten qualifizieren und einsetzen.” ist hier erreichbar (klick).

Wenn Sie mehr über die unterschiedlichen Rollen, insbesondere die der EuP, EFK, EFKffT und besonders die der VEFK und deren Zusammenspiel wissen wollen, empfehle ich Ihnen unsere Publikationen, beispielsweise das Hörbuch „Die Verantwortliche Elektrofachkraft: VEFK-Struktur und Betriebliche Elektrosicherheit für Unternehmer, Fach- und Führungskräfte“. Informationen und Bezugsquellen finden Sie auf den gängigen Hörbuchportalen sowie auf der Homepage tcs-engineering.de