Durch die wachsende Anzahl an Elektrofahrzeugen und Hybridfahrzeugen auf den Straßen müssen sich auch Rettungskräfte auf neue Herausforderungen einstellen. Durch die Hochvoltsysteme in Elektroautos können bei einem verunfallten E-Fahrzeug potentiell lebensgefährdende Risiken für Rettungskräfte auftreten. Daher müssen sich Retter an Sicherheitsregeln halten, um keinen Gefährdungen ausgesetzt zu sein. Ein wichtiges Hilfsmittel ist die Rettungskarte, die für jedes Elektrofahrzeug verfügbar sein muss, um Auskunft über Lage und Verlauf von Hochvolt-Leitungen und Hochvolt-Komponenten im Fahrzeugtyp zu geben. Eine in einer kleinen Hochvolt-Schulung elektrotechnisch sensibilisierte Person unter den Rettungskräften kann sicher beurteilen, welche Schutzmaßnahmen und Vorkehrungen zu treffen sind, um die Personenrettung durchzuführen oder ein brennendes Elektroauto sicher zu löschen und unter Kontrolle zu halten. Auch wenn die Gefahr grundsätzlich von den Hochvoltbatterien ausgeht, empfehlen wir Rettungskräften eine Hochvoltschulung der Fahrzeugtechnik zu wählen, da sie es meistens mit dem Fahrzeug als solches zu tun haben und nicht mit den einzelnen Batterien.

 

Elektrische Gefahren beim Retten sicher beherrschen

 

Die Schulung und Unterweisung von Rettungskräften stellt sicher, dass Rettungsmaßnahmen ohne Eigengefährdung des Rettungspersonals ablaufen und die adäquaten Maßnahmen am Unfallort zügig eingeleitet werden. Nun sind zwar alle Hochvolt-Komponenten in einem Elektroauto an eindeutigen Markierungen und der orangenen Farbgebung erkennbar. Und die von der Feuerwehr am Unfallort für Fahrzeuge mit konventionellem Antrieb eingesetzten Schneidewerkzeuge und Spreizwerkzeuge lassen sich auch für Elektroautos verwenden. Die Vorgehensweise zur Rettung von Personen aus einem elektrisch angetriebenen Fahrzeug ähnelt grundsätzlich der an Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Dennoch sind beim Einsatz an verunfallten Elektroautos besondere Vorkehrungen zu treffen, um die Gefahren für das Rettungspersonal möglichst kleinzuhalten.

 

Elektrotechnisches Wissen hilft Leben zu retten und Rettungskräfte zu schützen

 

Rettungskräfte wissen dank der Rettungskarten, wo Hochvoltkomponenten im Fahrzeug positioniert sind, an welchen Stellen Hochvoltkabel verlaufen und wie sie ihre Werkzeuge gefahrlos einsetzen können. Elektrofahrzeuge sind mit einem Interlockkreislauf als Steuerkreislauf ausgestattet, der bei einem schweren Unfall den Stromkreis im Hochvoltsystem unterbricht. Diese Technologie hilft, die Sicherheit für Rettungskräfte zu steigern. Trotzdem ist für Retter Vorsicht geboten, da sich bei schweren Unfällen durch die hohen dynamischen Kräfte und die Deformationen der elektrische Zustand des Hochvolt-Systems nicht sicher einschätzen lässt. Dies macht den Wert einer Hochvoltsensibilisierung (DGUV I 200-005 Stufe 1) durch eine Elektrofachkraft für Hochvolt (EFK HV, DGUV I 200-005 Stufe 2c) deutlich, da sich nur bei ausreichender technischer Kompetenz des Personals eine sichere Rettung von Personen aus Elektroautos gewährleisten lässt.

 

PS: Rettungsdatenblätter sind frei zugänglich und können über https://www.vda.de/de/themen/sicherheit-und-standards/retten-und-bergen/rettungsdatenblaetter.html abgerufen werden.